Die elektronische Kampfführung trägt zunehmend zum Erfolg von militärischen Einsätzen bei. Dabei zeigt modernste HENSOLDT-Technologie, was bereits möglich ist. Teil des Erfolgsrezepts sind die Potenziale von Künstlicher Intelligenz, der volldigitalen Signalverarbeitung und des 3D-Drucks.
Kriegerische Auseinandersetzungen werden verstärkt elektronisch und im gesamten elektromagnetischen Spektrum geführt. Der Krieg gegen die Ukraine hat diese Entwicklung einmal mehr vor Augen geführt. Funksignale einschließlich des Mobilfunks werden sowohl zur Kommunikation als auch zum Fernzünden von Sprengsätzen genutzt. Radar- und Infrarotwellen unterstützen bei der Aufklärung und frühzeitigen Erkennung feindlicher Aktivitäten. Globale Positionssysteme wie GPS führen Marschflugkörper und Drohnen ins Ziel. Daher ist die Kontrolle all dieser Signale im elektromagnetischen Spektrum, die sogenannte „Spectrum Dominance“, zu einer zentralen Voraussetzung für den eigenen Missionserfolg und den optimalen Schutz der eigenen Kräfte geworden.
Als entscheidende nationale Schlüsseltechnologie hat HENSOLDT das neue, volldigitalisierte Störsystem „Kalaetron Attack“ entwickelt. Mit einer Vielzahl hoch innovativer Verfahren vereint es zwei zentrale Anwendungen in einem Gerät: Es kann einerseits passiv gegnerische Radare erkennen und orten und diese andererseits auch aktiv stören.
Dazu nutzt HENSOLDT seine Erfahrung aus anderen Kalaetron-Produkten, die bereits erfolgreich zum Selbstschutz und zur Signalaufklärung unter anderem bei der deutschen Bundeswehr zum Einsatz kommen. Volldigital verarbeitet Kalaetron alle Signale direkt im Gerät und wertet sie mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) aus. Für den Einsatz im Eurofighter hat HENSOLDT diese Technologie noch einmal weiterentwickelt, denn gerade im Bereich der Luftverteidigung und im Luftkampf decken die genutzten Radare eine extrem große Frequenzbreite ab. Um nicht erkannt zu werden, springen sie zusätzlich oft in Sekundenbruchteilen zwischen den Frequenzen hin und her. „Kalaetron Attack“ erkennt sie trotzdem: KI analysiert aus der Vielzahl der aufgefangenen Daten das Bedrohungsmuster. Somit können Flugabwehrstellungen in Rekordzeit lokalisiert werden – eine entscheidende Voraussetzung für die Einsatz- und Überlebensfähigkeit eigener Luftstreitkräfte. Das gesamte elektromagnetische Spektrum wird durch einen einzigen breitbandigen Empfangskanal kontrolliert. Dann folgt „Attack“: Durch exakt nachgebildete Störsignale werden die Sender automatisch und in Sekundenbruchteilen entweder geblendet oder getäuscht.
In verschiedenen Feldversuchen hat „Kalaetron Attack“ seine Wirksamkeit und Reaktionsschnelligkeit gegen modernste Flugabwehrradare und Luftverteidigungssysteme bereits unter Beweis gestellt. Im Eurofighter kann es für dessen Sicherheit sowie die seiner Begleitflugzeuge sorgen und damit auch für die erfolgreiche Durchführung seiner Missionen. Selbst aus großer Distanz kann „Kalaetron Attack“ einen elektronischen Schutzschirm aufspannen und damit die Bedrohung für ganze Verbände ausschalten.
Bei der Entwicklung von „Kalaetron Attack“ sah sich HENSOLDT mit einer Vielzahl spezieller Herausforderungen konfrontiert. Das Gerät musste klein genug sein, um es auch in bestehende Flugzeuge integrieren zu können. Die riesigen Datenmengen aus dem integrierten Breitbandsensor mussten vor Ort – also im Gerät – nicht nur verarbeitet, sondern innerhalb von Millisekunden auch ausgewertet und automatisch an einen elektronisch steuerbaren Störsender übermittelt werden.
Ermöglicht wurde dies insbesondere durch 3D-Druck und KI: Die mit metallischem 3D-Druck hergestellten Elektronikbauteile konnten noch einmal deutlich verkleinert werden und haben so „Kalaetron Attack“ für den Einsatz in Flugzeugen optimiert.. Die KI sorgt direkt im Gerät dafür, dass die Daten ohne Umwege über Netzwerke verarbeitet und genutzt werden können.
Das Resultat spricht für sich: „Kalaetron Attack“ kann den Eurofighter der deutschen Luftwaffe um die Fähigkeiten der elektronischen Kampfführung erweitern und zeitgerecht den Fähigkeitstransfer zum ECR-Eurofighter sicherstellen. Das leistungsstarke System wird eine zentrale Rolle für die Luftstreitkräfte der Zukunft spielen und kann aufgrund seiner Skalierbarkeit auch in weiteren luft-, land- oder schiffsgestützten Anwendungen eingesetzt werden.
Gemeinsam zum Erfolg
2022 hat HENSOLDT eine Kooperation mit dem israelischen Unternehmen „Rafael Advanced Defence“ gestartet. Dabei soll das von Rafael entwickelte Störsystem „Sky Shield“ für Flugzeuge um die Angriffsfähigkeiten von „Kalaetron Attack“ erweitert werden. Als militärische Standardlösung wurde „Sky Shield“ bereits an mehrere Kunden weltweit ausgeliefert und kann leicht in schnelle Jetplattformen integriert werden. Erweitert um die elektronischen Angriffs- und Störfähigkeiten von „Kalaetron Attack“ entsteht ein umfassendes System für die luftgestützte, elektronische Kampfführung.
Das neue gemeinsame System nutzt dabei die bereits bestehenden Schnittstellen im Eurofighter und wäre ab 2028 einsatzbereit. Die Kooperation unterstützt damit die Entscheidung der deutschen Luftwaffe, den Eurofighter zeitnah auch aktiv in der elektronischen Kampfführung einzusetzen.
Eine gefragte Produktfamilie Als Bodenstörsystem wurde „Kalaetron Attack“ bereits an die Bundeswehr ausgeliefert. Für PEGASUS, das künftige luftgestützte System zur elektronischen Signalaufklärung, verantwortet HENSOLDT als Generalauftragnehmer die Entwicklung, Produktion und Integration der Aufklärungstechnologie. Dabei wird das „Kalaetron Integral“-Signalaufklärungssystem militärische Signale von Radar- und Funksystemen sammeln und analysieren.