Sensorfusion erzeugt aus riesigen Datenmengen ein ganzheitliches Lagebild. Durch Nutzung Künstlicher Intelligenz können bisher blinde Flecken sichtbar gemacht werden.
Etablierte Sensortechnologien allein werden in Zukunft nicht mehr ausreichen. Nur durch Verbindung der Plattformen, durch eine sinnvolle Auswertung der immer größer werdenden Datenmengen und durch den gezielten Einsatz zahlreicher Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) kann ein ganzheitliches Lagebild in Echtzeit entstehen. Auf diese Weise wird das Ganze mehr als die Summe seiner Einzeltechnologien – und es entsteht Überlegenheit.
HENSOLDT verbindet dazu seine Sensoren zu einem intelligenten Netzwerk. Jeder Knotenpunkt innerhalb der operativen Kette, jeder Sensor – egal ob stationär am Boden, mobil auf einem Fahrzeug oder in der Luft – liefert vollständig integriert Informationen. KI bereitet die Daten intelligent auf, identifiziert, klassifiziert und verfolgt mögliche Bedrohungen. Hardware und Software arbeiten nahtlos zusammen. Ergänzt durch hoch automatisierte Selbstverteidigungssysteme, Drohnenabwehrtechnologie und fortschrittliche Zielsysteme erhält so jeder Einsatzbereich die Informationen, die er benötigt. Der Anwender wird entlastet und kann sich schneller und besser auf das Wesentliche konzentrieren.
Die von den Sensoren erzeugten, immer größer werdenden Datenmengen werden zusehends direkt im Fahrzeug verarbeitet. Dieses sogenannte Edge-Computing, die dezentrale Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks, reduziert die Datenmenge bei der Übertragung zwischen einzelnen Plattformen oder auch in die Cloud. Für den Datentransfer wird weniger Bandbreite benötigt und die Sichtbarkeit bei der Übertragung sinkt genau wie das Risiko des Datenverlusts oder beeinträchtigter Datenqualität. Die Latenzzeit – also die Zeitverzögerung zwischen dem Auftreten eines Ereignisses und seiner Visualisierung – wird minimiert.
Möglich wird dies durch die Nutzung von KI, mit deren Hilfe die entstehenden Daten bereits vor Ort verarbeitet und in handlungsrelevante Informationen übersetzt werden. Die intelligenten Sensoren von HENSOLDT nehmen Situationen nicht nur wahr, sie verstehen sie auch.
Dann fließen diese aus Daten gewonnenen Informationen aus sämtlichen Spektralbereichen bemannter und unbemannter Systeme am Boden und in der Luft zusammen. Es entsteht ein umfassendes 360‑Grad-Lagebild in Echtzeit, bei dem KI Bedrohungen erkennt, sie bewertet und vor ihnen warnt. Dieses Zusammenspiel erhöht das Situationsbewusstsein und beschleunigt die Entscheidungsfindung bei gleichzeitig sinkender Belastung für die Personen, die diese Entscheidungen treffen müssen.
HENSOLDT verfügt über das Know‑how für derartige integrierte Sensorfusionsnetzwerke. In nicht allzu ferner Zukunft werden sie quer durch alle Sicherheitsanwendungen die Basis für eine vollständig vernetzte, multispektrale und intelligente Sensorik bilden, die das gesamte Einsatzgebiet umfasst.
Panzer verschaffen seit über 100 Jahren eine oftmals entscheidende Überlegenheit. Ihr Vorteil: Sie schützen ihre Besatzung. Ihr Nachteil: Die Insassen haben nur einen sehr eingeschränkten Blick auf ihr Umfeld und mögliche Gefahren. Mit dem von HENSOLDT entwickelten „See Through Armour System“ (SETAS) können die Panzerbesatzungen erstmals virtuell durch die Panzerung ihres Fahrzeugs hindurchsehen. Die zunehmende Gefahr durch improvisierte Sprengsätze oder Drohnen wird wirkungsvoll gebannt.
SETAS kombiniert dabei mehrere hochauflösende HENSOLDT-Tageslichtkameras, die durch Infrarotmodule ergänzt werden können. Das Besondere: Die dabei erzeugte enorme Datenmenge von mehr als 20 Gigabit pro Sekunde, die aus allen Richtungen auf die Nutzer einstürmen würde, wird künftig durch „Image Processing“ und KI-Algorithmen ausgewertet. Auf das Wesentliche reduziert erhält die Besatzung dann nur die Informationen, die für sie notwendig sind – ohne Fehlalarme oder das Risiko, mögliche Bedrohungen zu übersehen.
SETAS kombiniert die Daten der verschiedenen Tageslicht- und Infrarotkameras intelligent zu einer integrierten Panoramaansicht, die von bis zu acht Benutzern gleichzeitig angesehen werden kann. Die Aufmerksamkeit wird dabei automatisch auf relevante Situationen gelenkt.
Alle externen SETAS-Schnittstellen entsprechen dem neuen NATO-Standardisierungsabkommen. SETAS kann problemlos mit anderen Systemen und Komponenten wie Monitoren, Tablets oder sogar Head-Mounted-Displays kommunizieren.
Personen kann SETAS auf eine Entfernung von bis zu 300 Metern identifizieren. In der Darstellung werden Bedrohungen dabei mithilfe von Augmented-Reality-Markern hervorgehoben. Für zusätzliche Sicherheit können weitere Sensoren zur Schuss- oder Lasererkennung ergänzt werden.
SETAS integriert andere Systeme und kommuniziert mit ihnen. So können geodatenbasierte Daten zu Objekten an andere Fahrzeuge übermittelt werden – etwa im Falle eines Angriffs die genaue Position des Angreifers.
Eine kompakte zentrale Bildverarbeitungseinheit verarbeitet direkt die riesigen Datenmengen in SETAS. Aufwendige Datenübertragungen werden dadurch vermieden. Informationen werden derart aufbereitet, dass unterschiedliche Besatzungsmitglieder nur das sehen, was für ihre jeweilige Aufgabe wichtig ist.
SETAS kann problemlos mit weiteren Systemen aus dem HENSOLDT-Portfolio kombiniert beziehungsweise in diese integriert werden – darunter das MUSS-Selbstschutzsystem, die UAV-Abwehrtechnologie, die VADR-Drohnenaufklärung, das SPEXER-Radar, das Funkpeilgerät, das elektro-optische System EOTS und die Führungs- und Kontrollsoftware.
„Military Utility Vehicle“ – für Überlegenheit Welche Rolle die Sensorfusion in Zukunft in zivilen und militärischen Einsatzbereichen spielen kann, verdeutlicht die in nur acht Monaten von HENSOLDT entwickelte modulare Plattform im neuen „Military Utility Vehicle“. Auf dem geländegängigen „Iveco Defense Vehicle“ (IDV) wurden verschiedenste HENSOLDT-Systeme installiert, die neben SETAS auch aus einem „Radio Direction Finder“ und dem multifunktionalen Selbstschutzsystem MUSS bestehen. Zudem ist die Installation von Radarsensoren geplant.
Über eine Systemarchitektur, die die Daten aller Einzelsysteme zentral zusammenführt, werden die Informationen automatisch verarbeitet und mithilfe von KI zentral ausgewertet sowie aufbereitet. Das Resultat: Sensorfusion, die an die Grenze des heute technisch Machbaren geht und ihre geballte Power zeigt. Installiert in einem Fahrzeug, das ein umfassendes Situationsbewusstsein vermittelt und sowohl zur Überwachung und Aufklärung als auch zum Selbst- und Konvoischutz eingesetzt werden kann.
Dabei vereint das System weitere Vorteile: Die Fahrzeugbasis von Iveco Defense bietet eine schlüsselfertige Lösung mit anpassbaren Detektions- und Klassifizierungsfähigkeiten, die speziell für ein breites Aufgabenspektrum entwickelt wurde. Durch den modularen Aufbau können Kunden dabei aus dem umfassenden HENSOLDT-Angebot die benötigten Sensorsysteme individuell entsprechend ihrer Anforderungen auswählen und kombinieren. Alle Komponenten können an die zentrale Rechnereinheit angebunden werden und bieten über spezielle Software die angestrebte Mehrfunktionalität. Die Resultate werden dabei direkt im Fahrzeug ausgewertet, können aber auch extern übermittelt werden.
Aktuell existiert vom „Military Utility Vehicle“ ein erster Demonstrator, der kontinuierlich weiterentwickelt und zur Serienreife gebracht werden soll.