Industrialisierte Manufaktur

Wie Hensoldt
effiziente Prozesse
für seine wachsende
Produktion schafft

Unter dem Motto „Industrialising the Opportunity“ nutzt HENSOLDT die Chancen, die sich aus der weltweit gestiegenen Nachfrage in der Verteidigungsbranche ergeben, und entwickelt sich von einer Manufaktur zum Serienfertiger.


„Wir brauchen einen Pakt mit der Rüstungsindustrie“, sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem HENSOLDT-Besuch am Standort Ulm Anfang 2023. Damit bekräftigte er im Rahmen der sicherheitspolitischen „Zeitenwende“ den klaren Willen: Die Rüstungsindustrie muss möglichst schnell ihre Produktionskapazitäten erhöhen und Lieferfristen verkürzen.

HENSOLDT arbeitet daran schon länger, aber die gestiegene Nachfrage, insbesondere nach Sensorik und Elektronik, die Situation in der Ukraine und die weltweit zunehmenden Spannungen haben den bereits laufenden Aktivitäten neue Dringlichkeit verliehen. Gleichzeitig muss der gestiegene Bedarf im Umfeld hoher Inflation, Energiekrise, instabiler Lieferketten und Fachkräftemangel deutlich schneller gedeckt werden als bisher.

Die Antwort von HENSOLDT auf diese Herausforderungen trägt den Namen „Industrialising the Opportunity“. Dahinter verbirgt sich die Transformation des Unternehmens von einer hochspezialisierten Manufaktur zum industrialisierten Serienfertiger – mit deutlich schnelleren und flexibleren Entwicklungs- und Produktionszyklen bei gleichbleibend hoher Qualität.

Starke Grundlage
für zukünftiges
globales Wachstum


Um die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, wurde 2023 im Rahmen des HENSOLDT GO! Verbesserungsprogramms die dritte Welle gestartet. Dabei stehen neben der Industrialisierung der Schlüsselprodukte die technische Effizienz und die Robustheit der Lieferketten im Vordergrund.

Das Ziel fasst HENSOLDT CEO Thomas Müller zusammen: „Jedes HENSOLDT-Transformationsprogramm hat zum Ziel, unser operatives Geschäft zu unterstützen. Um unser rasantes Wachstum und die Veränderungen aktiv zu gestalten, ist HENSOLDT GO! Wave 3 essenziell. Konkret bedeutet das für uns, dass wir immer mehr von einem Manufakturbetrieb mit kleinen Losgrößen zu einem Unternehmen werden, das immer größere Mengen an Produkten in immer kürzerer Zeit herstellen wird.“

Produktion –
Von der Einzel-
zur Serienfertigung


Schon vor einigen Jahren traf HENSOLDT eine wichtige Vorentscheidung, die sich heute auszahlt: Für die 4D-Radarfamilie wurde eine flexible Produktionslinie eingerichtet. In allen Radar-Typen identische Baugruppen werden seitdem unabhängig von ihrer späteren Verwendung in großen Stückzahlen (vor-)produziert.

Ein gemeinsam mit den Kunden entwickeltes Prozessmodell und Verbesserungen im Produktionslayout ermöglichen eine deutliche Steigerung der Stückzahlen bei gleichbleibend hoher Qualität. Arbeitsabläufe werden an die neuen Anforderungen angepasst, Materialverfügbarkeiten optimiert, die Effizienz gesteigert und Produktverbesserungen fortlaufend in der Produktion umgesetzt.

Ein perfektes Beispiel liefert das bodengestützte TRML‑4D-Radar – seit Beginn des russischen Angriffskriegs wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Luftverteidigung. Innerhalb kürzester Zeit konnte die Produktion 2023 von vorher drei Exemplaren pro Jahr auf eines pro Monat hochgefahren werden. Eine Serienfertigung, mit der HENSOLDT zudem wesentlich schneller lieferfähig ist als seine Mitbewerber.

Engineering –
Von der Entwicklung
bis zur Auslieferung


Um die technische Effizienz zu steigern und den Entwicklungsprozess weiter zu optimieren, betrachtet HENSOLDT die gesamte Wertschöpfungskette: Von der Produktentwicklung über die Produktion bis zur Auslieferung an den Kunden und den späteren Einsatz. Erfahrungen fließen direkt in die Entwicklung und Produktion zurück. Verbesserungen werden zeitnah umgesetzt.

Dabei geht die Vielzahl an aktuell parallellaufenden Entwicklungen einher mit einem gerade in diesem Bereich signifikanten Fachkräftemangel. Da der zusätzliche Bedarf nicht gedeckt werden kann, konzentrieren sich die hochqualifizierten Ingenieure bei HENSOLDT auf Aufgaben mit hohem Mehrwert. Um die Leistungsfähigkeit weiter zu steigern, delegiert HENSOLDT gleichzeitig Arbeitspakete an Partner. So wird sichergestellt, dass die hochqualifizierten Entwickler im Unternehmen ihre technischen Fähigkeiten optimal entfalten können.

Zusätzliche Maßnahmen tragen zur Erhöhung der Datensicherheit in Entwicklung und Produktion bei. Und mit der Zentralisierung der KI-Infrastruktur wurde der Grundstein für ein produkt- und lösungsübergreifendes, KI-fähiges Portfolio gelegt.

Lieferkette –
Mit digitalen Zwillingen
zu mehr Resilienz


Vor dem Hintergrund von Lieferengpässen während der Covid-19-Pandemie zeigte sich einmal mehr: Eine robuste Lieferkette bildet eine der wesentlichen Grundlagen für das angestrebte industrielle Wachstum und die internationale Expansion von HENSOLDT. Durch die vollständige Implementierung einer Produktqualitäts- und Lieferkettenplanung soll dabei zukünftig auch mit Hilfe digitaler Zwillinge die Materialverfügbarkeit signifikant verbessert werden.

Neues Lager in Laichingen

Außenansicht des Lagers in Laichingen

So wurde in Laichingen auf der Schwäbischen Alb ein neues zentrales Lager für die Standorte Ulm, Taufkirchen und Immenstaad errichtet, das direkt an die HENSOLDT-IT angebunden und vollständig in die HENSOLDT-SAP-Umgebung integriert wird. Die Einführung des neuen Logistiksystems ermöglicht die Nachverfolgung sämtlicher Bewegungen in der Logistikkette und ersetzt eine Reihe von Fremdsystemen. Durch Echtzeitdaten können Prozesse besser geplant werden. Unterschiedliche Materialnamen werden angeglichen, das Bestandsmanagement sowie Beschaffungs- und Produktionsprozesse optimiert.

„Durch den Bau des neuen Lagers in Laichingen sowie die Einführung einer einheitlichen IT-Lösung in unseren Logistikprozessen sind wir in Zukunft maximal skalierbar“, sagt Alexander Dahm, Chief Supply Chain Officer.

OneSAPnow –
Daten bilden das Fundament


Gestützt durch neue Möglichkeiten der fortschreitenden Digitalisierung und in enger Abstimmung mit den Kunden werden dabei alle Geschäftsbereiche und -prozesse einbezogen und optimiert.

Im Mittelpunkt der globalen Transformation steht die Implementierung des neuen ERP-Systems SAP S/4HANA im Rahmen des Projekts OneSAPnow. Zukünftig werden dort alle Geschäftsprozesse des Unternehmens gebündelt abgebildet. Auf Basis einer einheitlichen Prozess- und Systemlandschaft können so End2End-Prozesse – also Prozesse, die sämtliche zeitlich und logisch aufeinander folgenden Teilprozesse beinhalten – weltweit und über alle Unternehmensbereiche hinweg standardisiert werden.

Selbst große Datenmengen können dann in Echtzeit abgerufen werden und sollen in der Zukunft auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz analysiert werden, die Geschäftsprozesse darauf basierend fortlaufend optimiert werden.

Finanzen –
Steuerung in Echtzeit


Die langfristige Transformation durch OneSAPnow wird dabei auch durch das interne Projekt „Finance Vision“ vorangetrieben. Neben dem Aufbau eines von Transparenz gekennzeichneten globalen Finanzbereichs wird dabei ein konsistentes Finanzsteuerungsmodell und ein umfassendes Datenmanagement der Zukunft zur Unterstützung des HENSOLDT-Kerngeschäfts etabliert.

Christian Ladurner, CFO von HENSOLDT, ist überzeugt: „Die neue Datenbanktechnologie und die Datenverarbeitung in Echtzeit ermöglicht es unseren Finanzteams, schneller auf aktuelle Finanzdaten zuzugreifen, Echtzeitanalysen durchzuführen, Finanzergebnisse besser vorherzusagen und fundierte Entscheidungen zu treffen.“

Arbeitswelten –
Fit für die Zukunft


Am Standort von HENSOLDT Optronics in Oberkochen feierte 2023 der Bau des neuen Werks Richtfest. Es steht beispielhaft dafür, wie das Unternehmen auf den gewachsenen Bedarf an Verteidigungslösungen und die immer größer werdende Nachfrage der Halbleiterindustrie reagiert, die von Optronics hochpräzise Messgeräte bezieht.

Rendering Oberkochen

Außenansicht des Standortes Oberkochen

Auf einem Campus der kurzen Wege werden hier zukünftig die mehr als 850 Mitarbeitenden Hand in Hand und gemeinsam mit den anderen Standorten Lösungen von morgen entwickeln und produzieren. Funktionsübergreifend und prozessintegriert in einem modernen, flexiblen und von Kooperation geprägten Arbeitsumfeld werden die notwendigen Entwicklungs- und Produktionskapazitäten geschaffen, um das geplante Wachstum zu bewältigen. Eine moderne IT-Infrastruktur unterstützt die übergreifende Zusammenarbeit.

Alle Bereiche –
Ein Ziel


Sämtliche Maßnahmen zahlen dabei auf das eine übergreifende Konto ein: Mit der Industrialisierung sämtlicher Prozesse wird HENSOLDT befähigt, das geplante internationale Wachstum erfolgreich und profitabel zu realisieren. Dank des neuen ERP-Systems SAP S/4HANA werden alle Daten über alle Legal Entities und Organisationseinheiten hinweg digital nachvollzogen, abgerufen und analysiert werden können. Die Transformation aller digitalen Prozesse wird die HENSOLDT Prozess- und Systemlandschaft global vereinheitlichen. HENSOLDT wird zum datenbasierten „Echtzeit-Unternehmen“.