Innovation und Technologie

Wie HENSOLDT Startup-Dynamik
in die Verteidigungs­branche bringt

In der Verteidigungsindustrie müssen heute bereits die technologischen Möglichkeiten und daraus resultierende Notwendigkeiten in zehn oder sogar zwanzig Jahren vorausgenommen werden. HENSOLDT beschreitet dabei neue, innovative Wege.


In der Verteidigungsindustrie denkt man in langen Zeiträumen. Das verdeutlicht das Beispiel des Eurofighter Typhoon, für den HENSOLDT heute die Radar- und Selbstschutz-Sensorik liefert und fortlaufend verbessert: Die Entwicklung begann bereits 1983. Zwanzig Jahre später, 2003, erhielt die deutsche Luftwaffe die ersten Exemplare. Bis 2030 werden weitere Modelle der inzwischen vierten Tranche „Quadriga“ ausgeliefert, die dann über Jahrzehnte ihren Dienst verrichten.

Für HENSOLDT zählt das zum Alltag. Zugleich beschloss das Unternehmen 2023 einen neuen Weg einzuschlagen. Um gemeinsam neue Ideen für das zukünftige Future Combat Air System (FCAS) zu entwickeln, wurden erstmals und zielgerichtet bisher nicht im Verteidigungsbereich tätige Startups angesprochen. Denn gerade Gründer aus dem zivilen Bereich denken und arbeiten oftmals technologisch hochinnovativ und zukunftsorientiert, scheitern jedoch gleichzeitig häufig an den hohen Hürden der Regulierungen im Verteidigungsbereich.

FCAS und NGWS: HENSOLDT führt Innovationen an


Das Future Combat Air System (FCAS) besteht aus zwei Projekten. Zum einen dem FCAS, das als zukünftige „Luftwaffe“ ein vernetztes System aus bemannten und unbemannten Flugzeugen darstellen, dabei auch bestehende Luftfahrzeuge wie den Eurofighter integrieren und sowohl an die europäischen als auch die jeweils nationalen Systeme angepasst wird. Zum anderen dem „Next Generation Weapon System“ (NGWS) – einem neuen Kampfflugzeug, das im Verbund mit unbemannten, sogenannten „Remote Carriern“ bis 2040 einsatzfähig sein soll.

Computergrafik von Kampfflugzeugen, die in der Luft fliegen

Mit einem geschätzten Projektvolumen von 300 Milliarden Euro handelt es sich um das derzeit größte europäische Verteidigungsprogramm. HENSOLDT führt dabei ein starkes Industriekonsortium an, das ein plattformübergreifendes Sensor-Effektor-Netzwerk entwickelt und sowohl in nationalen als auch in europäischen Gemeinschaftsprojekten involviert ist.

Computergrafik von Kampfflugzeugen, die in der Luft fliegen und durch Strahlen miteinander verbunden sind

Eingebunden in die großen und wichtigen Forschungs- und Technologie-Themen von FCAS rechnet HENSOLDT dabei allein für die kommenden zwei bis drei Jahre mit einem Budget von mehr als 150 Millionen Euro. Darüber hinaus soll im Rahmen des NGWS die „Remote Carrier“-Entwicklung voraussichtlich vorgezogen und erste Teilaufträge bereits in den nächsten ein bis zwei Jahren vergeben werden. Auch hier ist HENSOLDT sowohl an der Entwicklung von Sensor-Effektor-Lösungen als auch an der Integration in bestehende nationale Systeme entscheidend beteiligt.

HENSOLDT Ventures als Zugang in die Verteidigungsindustrie


Mit dem Ziel, ein Ökosystem für Startups zur Beteiligung an FCAS zu schaffen, hat HENSOLDT Ventures 2023 einen sogenannten FCAS-Accelerator, also ein zielgerichtetes Förderprogramm für innovative Startups, gestartet. Mit ihm erhalten europäische Spitzeninnovatoren Zugang zur streng regulierten Verteidigungsindustrie, können gemeinsam mit einem führenden Unternehmen der Branche ihre Ideen einbringen und in einem strukturierten Format weiterentwickeln. HENSOLDT erhofft sich dadurch neue innovative Ansätze, um durch frühzeitigen Zugriff auf neue technologische Lösungen die eigene Zukunftsfähigkeit noch weiter zu verbessern.

Das Accelerator-Programm konzentriert sich dabei auf fünf, allesamt für FCAS wichtige Technologiethemen: disruptive – also völlig neuartige – Sensoren, innovative RF-Lösungen, KI, 3D-gedruckte Elektronik, sowie elektronische Materialien und Komponenten.

2017 als hauseigener Startup-Inkubator gegründet, besteht die Aufgabe von HENSOLDT Ventures darin, neue Geschäftsideen zu identifizieren, zu unterstützen und umzusetzen. Das reicht vom Einsatz KI-basierter Technologien wie maschinellem Lernen und Big-Data-Analysen bis hin zur Entwicklung von Prototypen. Dabei wurde der Prozess von der Ideenfindung und -entwicklung bis hin zum profitablen Geschäftsmodell strukturiert und ist inzwischen zu einem festen Bestandteil der Unternehmensstrategie geworden. HENSOLDT Ventures versteht sich in dem Zusammenhang als Brücke zwischen der HENSOLDT-Konzernwelt und dem Startup-/Innovationsökosystem.

2023 hat HENSOLDT Ventures im Rahmen des FCAS-Accelerator-Programms aus mehr als 50 potenziellen Kandidaten neun Startups aus der Tech- und Industriebranche ausgewählt. In der Mehrzahl bisher im zivilen Bereich tätig, konnten diese unterstützt und begleitet von HENSOLDT bereits erste konkrete Lösungsvorschläge erarbeiten. Die innovativen Ideen sollen nun auf dieser Basis weiterentwickelt und erste Technologie-Demonstratoren erstellt werden. Danach fällt die endgültige Entscheidung, welche Startups tiefer in das FCAS-Projekt eingebunden werden.

Weitere Accelerator-Programme für innovative Lösungen


Für HENSOLDT zeigt sich damit bereits in dieser frühen Phase der Erfolg des Accelerator-Programms. Zukünftig soll daher auch über die FCAS-Entwicklung hinaus in ausgesuchten Technologiefeldern gemeinsam mit Startups aus dem zivilen Bereich an innovativen Ideen und Lösungen gearbeitet werden. Das unterstreicht nicht nur den Kern von HENSOLDT, offen für disruptive neue Ideen zu sein. Das Accelerator-Programm im Rahmen von FCAS hat zudem auch eine Vorlage geschaffen, um in Zukunft in Form eines strukturierten Programms sehr schnell Ideen aus der externen Innovationswelt (weiter-)entwickeln zu können.